Wenn sich Mitarbeiter entscheiden zu kündigen, hat das in den meisten Fällen damit zu tun, dass sie sich unwohl fühlen. Das Arbeitsklima ist schlecht, ist laut einem Bericht auf Stepstone einer der häufigsten Gründe für eine Kündigung. Knapp 40 Prozent geben bei einer Kündigung an, dass es am Arbeitsklima liege. Demotivation schleicht sich ein. Wer hat versagt? Die Führungskraft!
“Thorsten, ich werde diese Woche kündigen”, sagt Stefan, während er mir an der Theatriums-Bar gegenüber sitzt. Wir trinken gemeinsam Kaffee, so wie jeden Morgen, nach unserem 9:00 Uhr Meeting. Stefan ist seit über fünf Jahren im Unternehmen und, wie ich auch, in einer gehobenen Management Position an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Er hat Verantwortung für ein 30-köpfiges Team, verdient gutes Geld und kommt an die schönsten Orte der Welt. Er hat ausreichend Zeit sich diese anzusehen. Das sind einige der wichtigsten Argumente die überzeugen und die die meisten Seefahrer angeben, wenn sie gefragt werden, warum sie an Bord eines Dampfers arbeiten. Monatelang. Ohne freien Tag. Weit weg von der Familie. Da braucht es jede Menge Mitarbeitermotivation. Oder besser gesagt: Vermeidung von Demotivation.
Geld allein ist es nicht
“Warum”, frage ich ihn. Und er erzählt mir, dass er sich einfach nicht wohl fühle. Das Arbeitsklima gefällt ihm aktuell nicht. Ich hake nach und frage ihn, ob er Probleme in seinem Team habe. “Nein, überhaupt nicht. Da passt alles wunderbar und das macht mir ja auch Spaß. Aber von oben kommt halt nichts”. Ich muss nicht weiterfragen, denn ich verstehe was er meint. Sein direkter Vorgesetzter geht relativ spärlich mit Lob um. “Wenn ich nichts sage, dann passt es schon”, ist ein geflügelter Satz, den er immer wieder von sich gibt. Außerdem ist sein Chef generell unzufrieden, was sich auf dessen Laune auswirkt. Das wiederum hat Auswirkungen auf das Arbeitsklima. Und das gefällt Stefan überhaupt nicht.
“Ein bisschen Lob ist doch nicht zu viel verlangt, oder?!”
An der Laune lässt sich bei einem Vorgesetzten wenig schrauben. Ja, man könnte und sollte es ansprechen und den Chef den Spiegel vorhalten. Aber wer macht das schon? Viel zu groß ist die Angst vor der Reaktion. Von Zurückweisung, über massive Gegenwehr – aufgrund von fehlender Kritikfähigkeit – bis hin zu Drohungen wie Kündigung kann alles mit dabei sein. Trotzdem bin ich der Meinung, dass das besser ist, als einfach alles herunterzuschlucken. Und selbst wenn die Kündigung droht, dann ist ein Arbeitsverhältnis mit solch einem Chef sowieso nicht tragbar. Dann ist es besser sich etwas Neues zu suchen, als die nächsten Monate oder Jahre unglücklich zu sein und womöglich in eine Depression abzurutschen.
Mitarbeitermotivation aus dem Inneren
Es kann natürlich auch sein, dass der Chef nicht weiß, wie er mit seinen Mitarbeitern umgeht? Vielleicht hat er es nie gelernt. Viele Chefs steigen mit steigender Betriebszugehörigkeit in der Hierarchie auf und bekommen mit den Jahren mehr und mehr Personalverantwortung. Oft ohne zu wissen, wie sie mit ihren Mitarbeitern richtig umgehen sollen. Wenn dann noch fehlende Empathie hinzukommt, dann ist das gesamte Projekt “Führungskraft” zum Scheitern verurteilt. Wie Heise Online schreibt, ist die Mehrzahl der Chefs ungeeignet. Nur weil jemand schon viele Jahre in einer Firma arbeitet, heißt das nicht, dass er sich als Führungskraft eignet. Wie funktioniert Mitarbeitermotivation? Viele wissen nicht, wie sie das anstellen sollen. Ziel sollte es sein, dass Mitarbeiter aus ihrem Inneren heraus motiviert sind, Stichwort intrinsische Motivation.
Feedback: Ein einfaches Mittel zur Mitarbeitermotivation
Intrinsische Motivation wird dann geschaffen, wenn ein Mitarbeiter unter anderem Wertschätzung erfährt. Wenn ein Team Mitglied spürt, dass er in einer Firma gebraucht wird und sein Einsatz einen wichtigen Beitrag für das Unternehmensziel leistet, dann wird Demotivation vermieden. Das heißt aber auch, dass eine Führungskraft sich Zeit nehmen muss um mit Mitarbeitern zu sprechen. Eine Führungskraft sollte erkennen, welchen Beitrag ein Mitarbeiter leistet. Das heißt: Augen auf und erkennen was er genau macht. Nur dann kann ein Leader am Ende auch ein konstruktives Feedback geben.
Wir können gar nicht oft genug loben. Und kein Chef bricht sich einen Zacken aus der Krone, wenn er sagt, lieber Mitarbeiter, das hast du gut gemacht. Weiter so!
Thorsten Jost, Redner – Auszug aus dem Vortrag “Machen Sie Ihre Mitarbeiter zu Stars“
Lob ist das Entscheidende und kostet weniger Zeit, als Viele denken. Führungskräfte sind oft der Meinung, dass sie sich einen halben Tag im Terminkalender freischaufeln müssen, um mit einem Mitarbeiter zu sprechen. Das ist mitnichten so. Ein Beispiel: Als Entertainment Manager bin ich tagsüber und abends durch das Schiff gelaufen und habe geschaut, was meine Teams machen. Wenn mir dabei etwas aufgefallen ist, dann bin ich direkt zu dem Mitarbeiter hin und habe ihm gesagt: “Ich habe gerade gesehen, dass du die Deko für unsere Party heute Abend vorbereitet hast. Das sieht richtig gut aus und lädt zum Feiern ein. Danke und weiter so!” Mehr muss es nicht sein. Der Effekt ist enorm. Oft habe ich gemerkt wie die Brust sichtbar angeschwollen ist, die Schultern gerade wurden und sich ein Lächeln auf dem Gesicht ausgebreitet hat. Mein Einsatz? 20 Sekunden.
Schwer zu glauben? Dann probieren Sie es doch einfach mal aus. Nehmen Sie sich bewusst Zeit und laufen Sie durch Ihren Betrieb. Tragen Sie das als Termin in Ihren Kalender ein. Schauen Sie Ihren Mitarbeitern über die Schulter – ohne zu kontrollieren – und sagen Sie ihnen, wenn sie etwas gut gemacht haben. Sie werden sehen, dass sich das positiv auf das Betriebsklima auswirkt. Lob kann man nicht oft aussprechen.
Menschen begeistern ist einfach!
Thorsten Jost