So wird Feel Good Management wirklich gelebt – Interview mit Malin Gereke von New Work SE

Als Feel Good Manager organisierst du lustige Weihnachtsfeiern und Sommerfeste und rennst jeden Tag mit Partyhut und Tröte durch die Büros. Das ist die allgemeine Vorstellung vom Feel Good Management. Bei diesem Bild ist es also kein Wunder, dass der Posten so oft als unwichtig, gar unnötig angesehen wird. Ich als Redner und jemand der Unternehmen beim Feel Good Management und bei der Schaffung einer starken Unternehmenskultur unterstützt, möchte das mit diesem Beitrag etwas schärfen.

Möchtest du wissen, welche Wahrheit hinter dem Begriff Feel Good Management steckt?

Dann möchte ich dir gerne jemanden vorstellen, der nicht nur über Feel Good Management redet, sondern es auch wirklich lebt. Herzlich Willkommen, Malin Gereke, Teamlead Employer Branding DACH bei New Work SE. Eine ehemalige Schiffskollegin erzählte mir von ihrem großartigen Onboarding-Erlebnis bei Xing. Klingt nach einer Kleinigkeit? Ist aber etwas ganz Entscheidendes und für New Work SE super wichtig! Also habe ich den Kontakt zu Malin gesucht und mit ihr ein Interview zur Unternehmenskultur und richtig gelebtem Feel Good Management geführt. Die Wahrheit beginnt hier:

Thorsten: Liebe Malin, was ist New Work SE und was genau ist deine Aufgabe im Unternehmen?

Malin: Hallo Thorsten! New Work SE ist eine Dachmarke ohne eigenes Produkt. Dazu gehören die bekannten Produktmarken Xing und Kununu. Etwas weniger bekannt sind Onlyfy und Honeypot, sowie die Marke InterNations. Ich bin Teamleaderin im Bereich Employer Branding im DACH Raum. Die Vision von New Work SE lautet: “For a better working life.” Unsere ganze Unternehmenskultur und natürlich auch mein Posten sind also auf Feel Good Management und eine erfüllende Arbeitswelt ausgerichtet.

Thorsten: Geht es darum, dass sich Mitarbeiter wohlfühlen und ihren Arbeitsplatz mitgestalten können?

Malin: Ja, genau das ist unsere Mission. Wir haben im Unternehmen eine gewisse Identität gestiftet, die wir auch ganz bewusst nach außen tragen. So fühlen sich direkt die richtigen Mitarbeiter und Talente von unserem Unternehmensauftritt angesprochen und finden ihren Weg zu uns.

Thorsten: Employer Branding ist dein Herzensthema. Wie kam es dazu?

Malin: Ehrlich gesagt, ein bisschen durch das Ausschlussprinzip. Ich habe eine Ausbildung zur Schifffahrtskauffrau gemacht und im Anschluss Außenwirtschaft/International Management studiert. Im Studium bin ich zwischen HR und Marketing hängen geblieben. Nach einer Vorlesung zum Thema Employer Branding entschied ich mich, meine Bachelorarbeit darüber zu schreiben. Seitdem habe ich festgestellt, dass es so viele Bereiche vereint, die mir unglaublich viel Spaß machen. Marketing, Markenbildung und der kreative Part in Kombination mit strategischen und analytischen Aspekten, KPI und Mindset. Ein sehr bunter Bereich, in dem man viel gestalten kann.

Thorsten: Für mein Empfinden ist Feel Good Management und damit verbunden ein guter Onboarding Prozess in vielen Firmen nicht selbstverständlich. Was sagst du dazu? 

Malin: Da hast du leider recht und meine Erfahrungen bestätigen dein Empfinden. Deswegen war ich bei New Work SE auch so positiv überrascht, wie professionell und strukturiert Onboarding ablaufen kann. Es wird ein Gefühl von Sicherheit vermittelt und du fühlst dich von Anfang an wertgeschätzt und gesehen. Als Führungskraft habe ich das direkt so übernommen und führe zum Beispiel Feedbackgespräche nach 3 Tagen, 3 Wochen und 3 Monaten – neben dem normalen Austausch. Ich liebe es, wenn Mitarbeiter neu in ein Unternehmen kommen, weil sie einen ganz frischen Blick haben und alles nochmal ganz anders sehen. Verbesserungsvorschläge sind bei uns von jedem herzlich willkommen. Natürlich braucht es eine gewisse Zeit, ca. 3 – 6 Monate, bis ein neuer Mitarbeiter sein volles Potential entfalten kann. Diese Zeit bekommt bei uns jeder. Du kannst sofort loslegen, aber ohne die Erwartungshaltung, dass du schon alles wissen musst.

Thorsten: In vielen Unternehmen läuft das nicht so gut, oder? Nach 1 – 2 Wochen Welpenschutz sollte der Mitarbeiter bitte vollkommen selbstständig arbeiten können und wenn möglich keine offenen Fragen mehr haben. Ihr nehmt erstmal den Druck und die Geschwindigkeit raus und das tut gut.

Malin: Ja, es ist uns wichtig, neue Mitarbeiter an die Hand zu nehmen, ihnen aber dennoch viel Freiraum zu lassen. Wichtig ist auch, seine Erwartungen als Führungskraft klar zu kommunizieren und so den Druck rauszunehmen. Wir haben für alle Rollen Kompetenzprofile, die wir zur Orientierung gemeinsam durchgehen.

Thorsten: Was hat dich bei deinem Start im Unternehmen am meisten begeistert?

Malin: Die gut organisierten Coffee-Calls, das IT-Helpdesk und einen festen Buddy an meiner Seite zu haben, hat mich beim Onboarding echt geflashed. So umgeht man ganz schnell die Überforderung, die jeder am Anfang durch den ganzen neuen Input durchlebt. Eine intensive und gut strukturierte Einarbeitungszeit macht so viel aus!

Thorsten: Der Mensch steht im Vordergrund, das ist das alles entscheidende in der heutigen Zeit?

Malin: Ja, das ist sehr zentral bei uns und es gibt viele Dinge, wo man das in unserer Unternehmenskultur spüren kann. Ich finde, dass wir da unsere Versprechen halten.

Thorsten: Über das Onboarding hinaus, was ist euch noch wichtig im täglichen Zusammenarbeiten?

Malin: Auf jeden Fall nicht Obstkorb und Kickertisch. Es braucht auch mehr als Mitarbeitergutscheine und eine Kantine. Es braucht eine klare Haltung, die aussagt: “Das ist unsere Unternehmenskultur und solche Menschen wollen wir anziehen und bei uns halten.” Es ist wichtig, das Unternehmensbild transparent nach außen zu tragen, damit neue Talente sofort einschätzen können, ob sie zu uns passen oder nicht.

Wir stellen den Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Bei uns gibt es jeden Freitag ein Meeting, in dem der Vorstand ein Recap macht, was letzte Woche geschehen ist und welche Themen anstehen. Alle zwei Wochen gibt es dann für die Mitarbeiter die Möglichkeit, über ein Tool anonymisiert Fragen und Kommentare einzutippen. Andere Kollegen können die Anmerkungen hoch oder runter voten. Die Top 10 werden dann alle zwei Wochen vom Vorstand beantwortet. Ich finde das belegt die Aussage: “Wir sind transparent, wir kommunizieren, wir sind hier auf Augenhöhe.” Es ist wichtig, das erlebbar zu machen! 

Thorsten: Überall wird über Werte gesprochen, aber meistens bleibt es dann beim Reden. Bei euch werden sie wirklich gelebt. Gibt es jemanden, der darauf achtet, dass die Umsetzung immer wieder hinterfragt wird, jemanden, der da die Hand drauf hat?

Malin: Werte und Unternehmenskultur werden nicht von einer Person oder Abteilung gesteuert. Den Kern unserer Arbeitgeberpositionierung tragen wir ganz klar nach außen, darüber hinaus ist aber auch das Thema kulturelle Weiterentwicklung sehr hoch angesehen und wichtig für den Vorstand. Wenn wir vor einer großen Transformation stehen, stellen wir ein ganzes “Change-Team” zusammen, das den Prozess begleitet. Dieses Jahr gibt es zum Beispiel auch ein großes Leadership Training für alle Führungskräfte. In der Unternehmenskultur kannst du den größten Hebel über die Führungsebene bewegen. Wenn die Kultur vom Vorstand bis in die Teams gelebt wird, mit Beispielen, Rollen und Vorbildern, dann kannst du alles step by step etablieren. Die Kernaussage: Jeder ist für Kultur verantwortlich!

Thorsten: Feel Good Management – Da laufen all diese Dinge zusammen. Wo läuft es bei euch zusammen? Habt ihr einen Feel Good Manager?

Malin: Nein, so eine Stabsstelle gibt es bei uns nicht, aber bei großen Projekten wie zum Beispiel dem Umzug in unser neues Büro, arbeiten wir interdisziplinär zusammen. Wir haben gesagt: “Ok, wir brauchen hier ein Projektteam, welches die drei unterschiedlichen Standorte zu einem zusammenzieht.” Also haben wir ein Change-Team aus mehreren Abteilungen zusammengestellt und so ganzheitlich aus einem Guss gedacht. Aus meiner Sicht hat eine einzige Person nicht die Wirksamkeit und die Strahlkraft, um die Komplexität aller Bereiche zu bündeln. So arbeiten wir bei Großprojekten einfach Hand in Hand mit Experten aus allen Bereichen – für eine übergeordnete Vision. 

Thorsten: Was hältst du generell von der Idee, so eine Stabsstelle einzurichten? 

Malin: Ich denke, es kommt auf die Unternehmensgröße an. Feel Good Manager werden von vielen belächelt und eher negativ konnotiert. Die Aufgabe und Funktion dahinter ist aber total sinnvoll! Es liegt auch an der Offenheit der Geschäftsführung für Veränderung, dafür, Strukturen aufzubrechen und neue Sichtweisen zu integrieren. Das ist der Knackpunkt für diese Rolle. Es braucht Supporter:innen und Offenheit für diese Art von Stelle.

Thorsten: Jetzt hab ich Lust, bei euch anzufangen. Wie sieht es bei euch mit Fachkräftemangel und Bewerberknappheit aus?

Malin: Wie so viele Unternehmen, hatten wir auch einen richtigen Drop in den Bewerbungen. Daraufhin haben wir die Employer Brand neu gestaltet und es über die Zeit geschafft, die Anzahl der Bewerbungen wieder nach oben zu korrigieren. Womit wir zu kämpfen hatten ist, dass New Work SE ein Mutterkonzern ohne Produkt ist. Die Markenbekanntheit ohne riesige Kampagnen kommt ja nicht von allein. Damit einher geht eine Erwartungshaltung bei den Talenten: “Ah ok, New Work, die müssen dann ja alles haben wie eine 4-Tage-Woche, Remote-Arbeit, Obst- und Gemüse for free, das non plus ultra halt.” Das ist aber nicht der Fall. Wir möchten Talente anziehen, die mit uns den Weg zusammen gehen, mitgestalten und sich einbringen. Gleichzeitig gibt es ganz viel bei uns, aber eben nicht alles. 

Thorsten: Im Vergleich zu anderen Unternehmen macht ihr richtig viel, damit die Mitarbeiter sich bei euch wohlfühlen und das tragt ihr auch nach außen. Danke, liebe Malin, für deine Zeit und deinen Einblick in New Work SE. 

Wer fragt?

Ich bin Thorsten Jost, Gastgeber und Host des Podcasts Happy Crew Heroes. Als ehemaliger Seefahrer, Redner, Life- & Businesscoach befasse ich mich mit den Themen Feel Good Management und Unternehmenskultur. Ich war 6 Jahre lang als Seefahrer an Bord von AIDAcruises unterwegs und dort für das ganze Entertainment Team verantwortlich. Dabei ist mir eines besonders klar geworden: Die Stimmung der Crew überträgt sich auf die Gäste. Feel Good Management ist also nicht nur wichtig, sondern unverzichtbar, wenn dir die langfristige Zufriedenheit deiner Mitarbeiter und Kunden sowie der Erfolg deines Unternehmens am Herzen liegen.

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