Prägende Zeit als Seefahrer
Während meiner Zeit an Bord eines Kreuzfahrtschiffes habe ich viele spannende Geschichten erlebt. Davon erzähle ich in meinen Vorträgen vor Verbänden und bei Unternehmen. Die Zeit an Bord – sechs Jahre – war die prägendste meines Lebens. Ich selbst hatte nie viel mit Leadership und Führung von Mitarbeitern zu tun. Die Zeit hat an Bord hat mir einen wertvollen Einblick gegeben, da ich als Entertainment Manager die Führungskraft für bis zu 75 Mitarbeiter war, ein komplett internationales Team. Ich habe in der Zeit festgestellt, dass es oft die einfachen Dinge sind, die für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit sorgen. Dank der Zeit an Bord!
Ein Buddy erleichtert das Ankommen
Jeder von uns war sicherlich schon mal neu in einer Firma. Da gibt es so Vieles, das man lernen muss, so Vieles, dass man beachten soll, so Vieles, was man einen neuen Chef nicht fragen möchte. Man möchte ja schließlich nicht als Fehlinvestition gelten, weil man so viele (vermeintlich) dumme Fragen stellt. An Bord sind mir Sachen begegnet, die total neu für mich waren und die ich aber nie meinen Chef gefragt hätte. Wo ist meine Kabine? Wie funktioniert das mit dem Essen in der Messe? Was kann ich in der Crew-Bar alles kaufen? Und wo ist mein Arbeitsplatz?
Deswegen war ich froh, dass ich von Anfang an einen Buddy an meiner Seite hatte. Am ersten Tag auf dem Kreuzfahrtschiff war ich beim sogenannten Crew Purser, der für die Registrierung der Crew Mitglieder verantwortlich ist. Wir haben ihn/sie auch liebevoll Einwohnermeldeamt genannt. Da gehst du als Seefahrer hin, gibst du deine Unterlagen ab und erhältst deinen Kabinenschlüssel und deine Crew Karte. Auf deinem Kabinenschlüssel ist auch die Kabinennummer zu sehen. Die zu finden, ist allerdings nicht so einfach. Da ich zum aller ersten Mal auf so einem Kreuzfahrtschiff war und damit auch zum aller ersten Mal in einem Crew Bereich, den man sich als Mikrokosmos in dem Kreuzfahrtschiff Kosmos vorstellen muss, hatte ich natürlich keine Ahnung, wo ich hin musste.
Gut, dass plötzlich jemand vor mir stand und gesagt hat, “Hi, ich bin der Moritz. Ich bin dein Buddy und ich helfe dir in den nächsten Wochen”. Das hat mir sofort eine ganz ganz große Sicherheit gegeben und ich hab mich auch sehr schnell in dieser Gemeinschaft, in dieser Crew Familie wohl gefühlt. Mein Buddy hat mir gezeigt, wo meine Kabine ist. Er hat mir meinen Arbeitsplatz gezeigt. Er hat mir die Kollegen vorgestellt, er hat mir bei all den Fragen geholfen, die ich einen Chef nicht fragen würde. Von Anfang an war ich Teil der Gemeinschaft. Von Anfang an war ich Teil der Familie. Und genau darum geht es ja, wenn jemand als neuer Mitarbeiter in ein Unternehmen kommt. Jeder von uns möchte schnell gut aufgenommen werden. Das gibt Sicherheit. Das gibt einfach ein positives Gefühl. Und das Buddy System ist simpel und effektiv.
Inspiration für mehr Mitarbeiterzufriedenheit
In meinen Vorträgen gebe ich das sehr gerne als Tipp und Ratschlag an die Teilnehmer weiter, sich so etwas vielleicht für die eigene Firma zu überlegen. Ja, der Mitarbeiter, der den Buddy Part übernimmt, kann nicht zu 100 % seiner Arbeit nachgehen. Aber er hilft einem anderen Menschen. Er hilft einer anderen Arbeitskraft, sich schnell einzufügen und wohl zu fühlen. Damit umgehen Firmen eine hohe Fluktuation. Viele Mitarbeiter, die sich von Anfang an nicht wohl fühlen, überlegen sich heutzutage relativ schnell ihren Arbeitsplatz wieder zu wechseln, wenn irgendwas nicht passt.
Gallup Studie zeigt: Viele sind auf der Suche
An dieser Stelle zitiere ich die Management Blog der Wirtschaftswoche, die über die Gallup Studie 2023 schreibt: “Wer einmal bei einem Unternehmen angeheuert hat, möchte auch schnell wieder weiterziehen. 40 Prozent der Befragten sind schon im ersten Jahr der Betriebszugehörigkeit schon wieder offen für neue Jobs: 15 Prozent sind aktiv auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber, weitere 25 Prozent schauen sich um. Nur 22 Prozent der befragten Angestellten sagen, dass der Einarbeitungsprozess – das Onboarding – in ihrem Unternehmen ausgezeichnet war. Auch hier sieht Nink die Schuld bei den Führungskräften: „Viele Führungskräfte bringen sich in diesen wichtigen Prozess nicht genug ein.
Einen neuen Mitarbeiter suchen, der Einstellungsprozess und der Ausfall dieser Position kostet am Ende mehr Geld als ein “Buddy” der für ein paar Wochen nicht ganz 100 % geben kann. Er hilft einem anderen Mitarbeiter sich von Anfang an wohl zu fühlen. Das ist das Entscheidende, das sich Unternehmer durch den Kopf gehen lassen sollten. Mit dem Buddy System gelingt es sehr gut und sehr einfach eine Gemeinschaft zu bilden, neue Kollegen in dieser Gemeinschaft aufzunehmen und Ihnen ein gutes Gefühl zu geben. Gemeinschaft ist ein Teil, der für mich mehr Menschlichkeit in Unternehmen ausmacht. Hinzu kommen Respekt und Vertrauen und vor allem Wertschätzung. Wenn diese drei Dinge gegeben sind, Gemeinschaft, Respekt und Vertrauen und Wertschätzung dann haben wir mehr Menschlichkeit in einem Unternehmen und schaffen eine emotionale Bindung der Mitarbeiter. Darum geht es am Ende, um zufriedene Mitarbeiter. Es geht um die Menschen. Und es muss auch gar nicht so kompliziert sein.
Auf meinem YouTube Kanal spreche ich wöchentlich über die Themen Mitarbeiterzufriedenheit, Team Spirit und meine Zeit als Seefahrer. Wer den Kanal abonniert verpasst keine Folge.